Die 1899 in Betrieb genommene Strecke begann in Emden, direkt gegenüber der Staatsbahn-Haltestelle Larrelter Straße an der Ostfriesischen Küstenbahn (später Emden West, heute Emden Hbf). Sie folgte zunächst der Küstenbahn in nördliche Richtung, wandte sich dann nach Westen und lief schließlich auf Pewsum zu, wo sich zunächst die Endstation befand. Die Fortsetzung über Groothusen nach Greetsiel wurde 1906 fertiggestellt.
Eine geplante „Ringstrecke“ von Groothusen durch die südliche Krummhörn zurück nach Emden (in der Karte gelb) wurde bei der Anlage des Bahnhofs Groothusen bereits berücksichtigt, realisiert wurde sie allerdings nie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrten sich die – ohnehin schon immer vorhandenen – Stimmen aus dem Landkreis Norden, die eine engere Anbindung der (zumindest im südlichen Teil) eher nach Emden orientierten Krummhörn an die Kreisstadt forderten. Ins Gespräch kam ein Streckenneubau von Hinte über Wirdum nach Norden, dessen Ausführung aber aus Geld- und Materialmangel nicht weiter verfolgt werden konnte.

In seinem „Bericht über die Verwaltung und den Stand der Kommunal-Angelegenheiten des Landkreises Emden für 1925“ veröffentlicht der Kreis auch die Betriebsrechnung der Kleinbahn für das Geschäftsjahr 01.04.1924 bis 31.03.1925. Die Kleinbahn erzielt in diesem Jahr einen Überschuss von 23.933,92 Reichsmark, gibt aber zugleich an, dass das Ergebnis im laufenden Jahr nicht so gut ausfallen werde, da „in diesem Jahre erhebliche außergewöhnliche Aufwendungen für Ergänzung und Erneuerung des Betriebsmaterials, für eine neue Lokomotive, für Schwellen, Rillenschienen, Bandagenradsätze, Verstärkung der Brückenlager usw. zu machen waren.“ Alleine die Anschaffung der überaus modernen, im Januar 1926 durch die AEG gelieferten Lok 6 EMDEN schlägt im Geschäftjahr 1925/26 mit 32.000 RM zu Buche.
Interessant sind auch die allgemeinen Angaben zur Kreisbahn, hier im Wortlaut wiedergegeben:
Die Bahn beschäftigt 18 Beamte, 3 Angestellte, 1 Handwerker, 2 Lehrlinge und 13 Arbeiter und zwar 1 Betriebsleiter, 1 Obersekretär, 3 Bürogehilfen, 1 Werkstättenvorsteher, 5 Lokomotivführer, zugleich Reparaturschlosser, 5 Heizer, darunter 2 Nachtheizer und 1 Schlosser, 4 Schaffner, 1 Rottenführer, 1 Streckenwärter, 12 Rottenarbeiter, 1 Stationsarbeiterund 2 Schlosserlehrlinge.
– Außerdem sind noch 8 Bahnagenten nebenamtlich beschäftigt.
An Betriebsmitteln sind zur Zeit vorhanden 5 Lokomotiven (darunter 1 Heißdampflokomotive), 5 Personenwagen (darunter 2 mit einem Abteil 2. Klasse), 1 Post- und Gepäckwagen, 12 bedeckte Güterwagen, 11 offene Güterwagen, 1 Wasserwagen, 11 Paar Rollböcke, 4 Rollwagen und 3 Bahnmeisterwagen.
Der genannte Wasserwagen von 1906 existiert sogar noch. Er wurde 1960 nach Spiekeroog abgegeben und kam 1981 wieder aufs Festland. Heute ist er beim Deutschen Eisenbahn-Verein e. V. in Bruchhausen-Vilsen als Wagen 152 im Einsatz.

Auch in Ostfriesland ging die Zeit der Kleinbahnen nach dem Zweiten Weltkrieg langsam zuende. Obwohl von 1948 bis 1962 vom Landkreis Norden und dem Land Niedersachsen Zuschüsse von insgesamt 900.000 DM gezahlt wurden, hatte die Kreisbahn am Ende des Jahre 1962 schließlich über 600.000 DM Schulden. Noch im Dezember 1962 hat daher der Kreistag beschlossen, den Bahnbetrieb am 25. Mai 1963 einzustellen, was kurz darauf vom Land Niedersachsen genehmigt wurde. Der letzte Zug fuhr dann am 25.05.1963 um 22:45 Uhr ab Emden und traf planmäßig um 23:38 Uhr in Greetsiel ein. Bis Jahresende wurden die Gleise abgebaut. Einige Fahrzeuge konnten verkauft werden, der Rest wurde verschrottet.
Die Stationen: Emden Kreisb, Harsweg, Hinte, Groß Midlum, Freepsum, Canum, Pewsum, Woquard, Groothusen, Groothuser Mühle, Manslagt, Sloet, Pilsum, Hauen, Greetsiel.
Anschluss besteht in Emden an die Ostfriesische Küstenbahn.
EMDEN (km 0,0)


Der Ausgangsbahnhof der Kreisbahn befand sich am Bahnübergang Larrelter Straße, direkt gegenüber der Haltestelle der Staatsbahn. Das teilweise in Fachwerk ausgeführte Empfangsgebäude wurde wegen eindringender Feuchtigkeit 1903 teilweise verkleidet und verputzt. Um 1930 hat es eine beträchtliche Erweitung in Klinkerbauweise erfahren. Am 6. September 1944 wurde das Gebäude durch Bomben schwer beschädigt.

Der etwas abseits gelegene große Lokschuppen der Kleinbahn (im Luftbild in der unteren linken Ecke) blieb zunächst erhalten und wurde als Lager und Werkstatt eines Emder Eisenwaren- und Stahlhandels benutzt. Anfang der 1990er Jahre wurde er schließlich abgebrochen.
Eisenbahnbrücke über das Larrelter Tief (ca. km 0,7)

Gleich nördlich des Emder Bahnhofes musste die Kleinbahn das Larrelter Tief überqueren. Gleich rechts daneben befand sich die Brücke der Staatsbahn. Letztere ist natürlich noch vorhanden, die Widerlager der Kleinbahnbrücke tragen jetzt aber eine Brücke für einen Fuß- und Radweg.

Zwei Jahre später wurde von der anderen Seite fotografiert, um den neuen Triebwagen T1 für eine Werbepostkarte der Waggonfabrik Wismar festzuhalten. Das Foto wurde auch 1936 in Heft 10 der Zeitschrift „Verkehrstechnik“ veröffentlicht.
HARSWEG (km 3,4)
Diese Haltestelle befand sich unweit der Harsweger Ziegelei.
HINTE (km 5,4)

Auch das Bahnhofsgebäude in Hinte (oben rechts) wurde als Fachwerkbau ausgeführt. Diese Kosten sparende Bauweise hat sich wegen der ostfriesischen Wetterverhältnisse allerdings gar nicht bewährt.

1903 wurde das Gebäude daher (wie das in Emden) mit „Kosmos-Falztafeln“ verkleidet und anschließend verputzt, um der eindringenden Feuchtigkeit Herr zu werden.
WESTERHUSEN (km 6,3)

Trotz der geringen Entfernung nach Hinte erhielt Westerhusen am Escherweg einen eigenen Haltepunkt. Die Zahl der Benutzer scheint in Grenzen gehalten zu haben, der der Haltepunkt wurde 1934 aufgegeben.
GROß MIDLUM (km 7,7)

Die Haltestelle der Kleinbahn lag im Bereich der heutigen Bushaltestelle an der Landesstraße.
Der Zug in der Abbildung kommt aus Richtung Pewsum, links geht es weiter nach Emden.
FREEPSUM (km 9,3)
CANUM (km 11,1)
PEWSUM (km 12,4)


Der Pewsumer Bahnhof (unten) in seinem ursprünglichen Zustand als Endstation, aufgenommen kurz nach der Eröffnung des Betriebes.


Gute 50 Jahre später hat sich das Bild stark verändert (unten links), da auch hier die Kleinbahn feststellen musste, dass das kostengünstig in Fachwerk ausgeführte Gebäude dem ostfriesischen Klima nicht wirklich gewachsen war. Das alte Empfangsgebäude wurde abgebrochen und durch einen am 1. Januar 1951 eingeweihten Neubau ersetzt.


Ein auf Blick Pewsum von den Gütergleisen des Bahnhofes aus. Am linken Bildrand ist eben noch der Lokschuppen des Bahnhofes zu sehen.

Kurz nach dem Bahnhof überquerte die Kleinbahn das Pewsumer Tief mittels einer einfachen Trägerbrücke und direkt danach die Woltzetener Straße. Nach links führte die Strecke weiter in Richtung Woquard.
Auch hier ist die Peldemühle abgelichtet, im Hintergrund ist der Turm der Nicolai-Kirche zu sehen.
WOQUARD (km 13,2)
Woquard erhielt einen Haltepunkt an der Abzweigung der heutigen Laugstroat von der Manningastraße.
GROOTHUSEN (km 14,1)

In Groothusen wurde das Empfangsgebäude etwas großzügiger bemessen, um gegebenenfalls auch einem Abzweigbahnhof mit stärkerem Verkehr gerecht zu werden. Hier hätte die „Ringstrecke“ in Richtung Rysum anschließen sollen, zu deren Bau es aber nicht kam.
GROOTHUSER MÜHLE (km 15,4)
Reichlich einen Kilometer nördlich des Dorfes befindet sich die Mühle, die auch auf obiger Ansichtskarte abgebildet ist. Dort wurde ein eigener Haltepunkt eingerichtet.
MANSLAGT (km 16,9)

Die in das Bild montierte Normalspurlok passt sachlich nicht zum Manslagter Bahnhof. Außerdem fällt sie deutlich zu klein aus und hat bei der Bildmontage ihr linkes Spitzenlicht verloren.
SLOET (km 18,9)
Dieser Haltepunkt für die beiden Wohnplätze Ober Sloet und Unter Sloet wurde an der Einmündung der Sloeter Straße in die Landstraße eingerichtet.
PILSUM (km 20,0)
Das kleine Empfangsgebäude westlich des Dorfes ist heute noch vorhanden.
HAUEN (km 21,2)
GREETSIEL (km 22,8)

Die Endstation der Kleinbahn südwestlich des Ortes wurde mit einem stattlichen Bahnhofsgebäude versehen. Auch dieses ist heute noch vorhanden.
© Thomas Feldmann, Emden (Ostfriesland)
letzte Änderung 21.01.2025 (erstellt 30.07.2006)