Die Eisenbahn verband als schmalspurige Kleinbahn die ohne Bahnanschluß gebliebene Stadt Westerstede mit dem Bahnhof Ocholt an der Oldenburgischen Ost-West-Eisenbahn. Nachdem sowohl Apen als auch Zwischenahn als Anschlußstationen in Erwägung gezogen worden waren, fiel die Entscheidung schließlich zugunsten der kürzesten Linie nach Ocholt. Gleichzeitig wurde der Gedanke fallen gelassen, sich auf eine Pferdebahn zu beschränken. Es entstand eine mit Lokomotiven betriebene Kleinbahn mit 750 mm Spurweite, deren Bau – nach mehreren Terminverschiebungen – schließlich 1876 begonnen wurde. Bereits am 1. September des Jahres konnte die Strecke dem Personenverkehr übergeben werden, ab dem 1. Oktober gab es auch Güterverkehr.
Die Kleinbahn hat es sogar in die eisenbahntechnische Fachliteratur geschafft. In seinem Buch „Oberbau und Betriebsmittel der Schmalspurbahnen im Dienste von Industrie und Bauwesen, Land- und Forstwirtschaft“ (Berlin 1889, 2. Auflage Berlin 1914) schrieb Emil Dietrich:
Einen ähnlichen Oberbau [wie die Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahnen] hat die im Jahre 1876 erbaute 750-mm-spurige Bahn Ocholt – Westerstede, Abb. 38, deren rollendes Material einen größten Raddruck von 1875 kg ausübt, während die größte Fahrgeschwindigkeit 30 km/Stunde ist. Die Schienen sind 70 mm hoch und auf eichenen Querschwellen von 1330 mm Länge mit einem Querschnitt von 100 x 150 mm befestigt. Auf die Schienenlänge von 7,5 m entfallen 12 Querschwellen. Der Stoß ist fest angeordnet, d. h. die Schienenenden ruhen auf einer gemeinsamen, 175 mm breiten Stoßschwelle, welche mit Unterlagsplatten versehen ist. Als Stoßverbindung dienen Flachlaschen. Zur Verhinderung des Wanderns erhalten die Schienenfüße auf zwei Schwellen jedes Gleisrahmens je zwei versetzt angeordnete Ausklinkungen für die Schienennägel.
Im Jahre 1904 wurde die Kleinbahn von der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn (GOE) übernommen, die eine durchgehende Verbindung von Ocholt nach Ellenserdamm (an der Jadebahn Oldenburg-Wilhelmshaven) plante. Der Betrieb auf der Strecke wird daher noch am 17. Oktober desselben Jahres eingestellt und bereits am 1. November in Normalspur wieder aufgenommen. Westerstede erhielt dabei den noch vorhandenen Bahnhof, während die Schmalspurbahn vor dem Gasthof Oetken (heute Hotel zur Linde) im Ort gehalten hatte.
Am 1. Oktober 1905 kann die Oldenburgische Eisenbahn den Abschnitt Grabstede – Westerstede dem Betrieb übergeben, so dass seitdem durchgehende Züge von Ocholt nach Ellenserdamm möglich waren.
Die Stationen: Ocholt, Südholt, Westerstede. Später kamen dazu: Linswege, Eggeloge, Moorwinkelsdamm, Grabstede, Bockhorn, Steinhausen und Ellenserdamm.
Anschlüsse bestehen in Ocholt an die Oldenburgische Ost-West-Bahn und an die Strecke Ocholt-Friesoythe-Cloppenburg, später auch in Bockhorn in die Vareler Nebenbahnen und in Ellenserdamm an die Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven.
OCHOLT (km 0,0)
Die Anlagen auf dem Bahnhof Ocholt im Jahre 1877. Unten verläuft die Strecke von Leer (links) nach Oldenburg (rechts), nördlich und östlich des Empfangsgebäudes befinden sich die Gleise der Kleinbahn nach Westerstede mit dem Streckengleis nach rechts.
Südholt (km 2,8)
Buresch schreibt zwar hochdeutsch „Südholz“, tatsächlich hießen der Wald und die dort eingerichtete Haltestelle aber Südholt.
Die Straße „von Lindern“ ist die heutige Kampstraße, „von Torsholt“ kommt die Südholter Straße, die sich heute geradeaus nach Mansie fortsetzt.
Zwischen Ocholt und Westerstede.
WESTERSTEDE (km 7,0)
Ein Blick von der Endstation Richtung Südosten. Bei der damaligen Bahnhofstraße, in der das Gleis der Kleinbahn verlegt war, handelt es sich um die heutige Wilhelm-Geiler-Straße
Auf dem kleinen Bild in der Mitte (unten als vergrößerter Ausschnitt) steht ein Zug an der Endstation vor dem Gasthof Oetken mitten im Ort (heute Hotel zur Linde), abfahrbereit Richtung Ocholt.
Oetken hatte angeboten, die benötigten Räumlichkeiten (u. a. für Wartesaal und Stückgutabfertigung) kostenlos zur Verfügung zu stellen und auch die Agentur unentgeltlich zu betreiben, sofern die Endhaltestelle vor seinem Gasthaus angelegt würde, wovon die Eisenbahngesellschaft gerne Gebrauch machte.
Mit der Umspurung der Strecke und ihrer Weiterführung nach Ellenserdamm erhielt Westerstede außerhalb der Stadt einen richtigen Bahnhof. Das Empfangsgebäude ist heute noch vorhanden und nur wenig verändert, nur Züge fahren hier keine mehr.
© Thomas Feldmann, Emden (Ostfriesland)
letzte Änderung 30.07.2024 (erstellt 02.08.2007)