Die am 18. Juni 1867 von Bremen bis Oldenburg und am 3. September des Jahres von Oldenburg nach Wilhelmshaven in Betrieb gegangene Oldenburgische Jadebahn verbindet die Stadt Oldenburg mit dem neuen preußischen Kriegshafen bei Heppens, dem späteren Wilhelmshaven.
Die Strecke wurde bald zweigleisig, nach dem Zweiten Weltkrieg baute man das zweite Gleis zwischen Rastede und Hahn sowie von Jaderberg bis Varel zur Gewinnung von Oberbaumaterial allerdings wieder ab, was bis in die 1990er Jahre so blieb. Im Dezember 1994 gab das Land Niedersachsen seine Zustimmung zur Elektrifizierung der Strecke Oldenburg – Wilhelmshaven, für die einschließlich eines neuen Stellwerks in Sande 80 Mio. DM veranschlagt wurden. Geplant wurde die Umsetzung für die Jahre 1997 bis 2000.
Die Stationen: Bremen, Bremen-Neustadt, Huchting, Heidkrug, Delmenhorst, Hoykenkamp, Schierbrok, Grüppenbühren (ab 1938: Bookholzberg), Hude, Wüsting, Neuenwege, Oldenburg, Oldenburg Ziegelhofstraße, Bürgerfeld, Ofenerdiek, Neusüdende, Rastede, Hahn, Jaderberg, Varel, Dangast, Ellenserdamm, Sande, Mariensiel, Bant (ab 1911: Rüstringen, ab 1937: Wilhelmshaven West), Heppens (ab 1869: Wilhelmshaven, ab 1937: Wilhelmshaven Hbf).
Anschlüsse bestehen
- in Oldenburg an die Oldenburgische Ost-West-Bahn und die Oldenburgische Südbahn,
- in Varel an die Vareler Nebenbahnen,
- in Ellenserdamm an die Strecke Ocholt-Westerstede-Bockhorn-Ellenserdamm,
- in Sande an die Ostfriesische Küstenbahn.
Zur Orientierung sind bei den Stationen die Streckenkilometer des Abschnittes Bremen – Oldenburg nach dem Buchfahrplan Heft 199 der Bundesbahndirektion Hannover, gültig vom 2. Juni 1985 an, angegeben. Die Angaben für den Abschnitt Oldenburg – Wilhelmshaven stammen aus dem Buchfahrplan Heft 5A der Bundesbahndirektion Münster, gültig vom 30. Mai 1965 an.
BREMEN (km 44,4)
ab 01.0.1914: BREMEN HBF



Der erste Bremer Bahnhof wurde 1885 abgebrochen, nachdem das heute noch vorhandene Gebäude mit der großen Bahnsteighalle errichtet wurden war.


Eisenbahnbrücke über die Weser


Kurz vor Bremen-Neustadt wird die Weser überquert. Im Hintergrund ist der Weserbahnhof zu erkennen. Beachtenswert sind auch die beiden hohen Formsignale auf der Brücke.

Im März 1945 wurde die Eisenbahnbrücke durch Bomben schwer beschädigt und die davor liegende, erst 1936-1939 errichtete Straßenbrücke zerstört. Der Bahnverkehr konnte am 9. Dezember 1946 wieder aufgenommen werden, bis die Behelfsbrücke am 18. März 1947 bei der „Bremer Eiskatastrophe“ zusammen mit allen anderen Weserbrücken in Bremen wieder zerstört wurde. Am 26. April konnte abermals eine Behelfsbrücke eröffnet werden. In den Jahren 1960 bis 1962 enstand dann nach und nach als Ersatz für das Provisorium die heutige Eisenbahnbrücke.

BREMEN-NEUSTADT (41,7)

Auch das großzügig ausgeführte Bahnhofsgebäude von Bremen-Neustadt ist heute noch vorhanden.
Eisenbahnbrücke über die Ochtum (etwa km 40,7)

Diese Stelle ist heute völlig verändert, da die Ochtum deutlich weiter westlich fließt. An dieser Stelle befindet sich heute nur noch ein breiterer Graben, der mit einem einfachen Durchlass unter der Strecke hindurchgeführt wird: die Neuenlander Wasserlöse.
Bei der Straße im oberen Bilddrittel handelt es sich um den heutigen Straßenzug Senator-Apelt-Straße/Carl-Francke-Straße.
HUCHTING (km 38,0)

Huchting erhielt seinen Bahnhof bereits 1867 beim Bau der Strecke und gehörte der G.O.E., lag aber auf Bremer Gebiet.
HEIDKRUG (km 34,1)
DELMENHORST (km 30,7)


Diese Ansicht zeigt den Delmenhorster Bahnhof in seiner ursprünglichen Anlage, dem Empfangsgebäude gegenüber befindet sich noch die Betriebswerkstätte mit dem Lokschuppen.

Das Bahnhofsgelände zwischen den Bahnübergängen Stedinger Straße (oben) und Mühlenstraße (unten) gut fünfzig Jahre später und aus etwas anderer Perspektive

Von 1969 bis 1974 wurde die Bahnstrecke hochgelegt um die beiden Bahnübergänge auflösen zu können, so dass sich das Bild hier stark verändert hat. Das neue Empfangsgebäude wurde am 24. Mai 1974 feierlich eingeweiht.
HOYKENKAMP (km 27,8)

Mit der Aufrüstung des Deutschen Reiches entstand nordwestlich von Delmenhorst ein Flugzeugwerk von Henrich Focke und Gerd Achgelis, das hier unter anderem Hub- und Tragschrauber entwickelte und fertigte. Für die Beschäftigten der Focke, Achgelis & Co. G.m.b.H. entstand 1937 unmittelbar neben dem Betriebsgelände an der heutigen Fockestraße eine Haltestelle
SCHIERBROK (km 25,4)

Erst 1884 wurde etwas südwestlich des Ortes ein Haltepunkt angelegt. Angeblich entstand die Station nur, weil auf dem nahen Gut Nutzhorn zwei Abgeordnete des Oldenburgischen Landtages lebten (Conrad Müller und dessen Sohn Julius), die auf die Einrichtung einer Haltestelle drängten. Sie hatten immerhin das Recht, Züge auf freier Strecke nahe Nutzhorn halten zu lassen, aber das wurde ihnen wohl zu unbequem.
In den 1950er Jahre zeigten die Andreaskreuze noch an, was den Straßenverkehr erwartete: in diesem Falle ein beschrankter Bahnübergang. 1987 wurde das Bahnhofsgebäude abgebrochen.
GRÜPPENBÜHREN (km 21,7)
ab 1938: BOOKHOLZBERG

Der Bahnhof Grüppenbühren bot ein etwas ausgefallenes Bild mit seinem zwischen den Gleisen stehenden Empfangsgebäude und der direkt dahinter errichteten Straßenbrücke.
1938 wurde der Bahnhof in Bookholzberg umbenannt. Dies sollte wohl den Besuchern der 1934/1935 auf dem Bookholzberg errichteten Freilichtbühne „Stedingsehre“ und der dort ausgerichteten Veranstaltungen der NSDAP bei ihrer Reiseplanung die Wahl des richtigen Bahnhofes erleichtern.

HUDE (km 16,7)

Die Nordseite des Huder Bahnhofes. Links geht es – unter der Fußgängerbrücke hindurch und an dem 1909 errichteten Wasserturm vorbei – nach Bremen. Der Bahnsteig auf dieser Seite diente dem Verkehr zwischen Bremen und Nordenham.


Die Südseite mit den Gleisen von Bremen (links) nach Oldenburg (rechts). Die großen Anschriften am Gebäude weisen die Reisenden darauf hin, dass sie je nach Ziel ihrer Fahrt („Nach Delmenhorst, Bremen u. Oldenburg“ bzw. „Nach Brake – Nordenham – Blexen“) gegebenenfalls den Bahnsteig wechseln müssen.
Das Empfangsgebäude wurde – trotz Denkmalschutz – 1988 abgebrochen. Auch Wasserturm und Fußgängerbrücke gibt es nicht mehr.
WÜSTING (km 8,3)
NEUENWEGE (km 4,5)
Eisenbahnbrücke über die Hunte

Kurz vor dem Bahnhof (rechts außerhalb des Bildes) muss die Bahn von Hude bzw. Sandkrug kommend (links) die Hunte überqueren. Heute besteht hier eine zweiteilige Rollklappbrücke, hier 1953 in einem Luftbild festgehalten.

OLDENBURG (OLDB) (km 0,0)

In Oldenburg enstand zunächst ein neugotischer Bau, der sich aber bereits nach wenigen Jahren als unzweckmäßig erwies. So wurde er bereits 1915 durch das heute noch vorhandene Empfangsgebäude ersetzt.



Ein Blick in die Schalterhalle.

Noch einmal die Schalterhalle aus der Gegenrichtung.

Der Wartesaal für die Fahrgäste der III. und IV. Wagenklasse. Wer mochte konnte sich auf der Landkarte des Großherzogtums Oldenburg und seiner Umgebung den weiteren Reiseweg ansehen.

Der Wartesaal für die Fahrgäste der I. und II. Wagenklasse war etwas besser ausgestattet, was leider auf dieser Ansichtskarte durch den einfachen Druck etwas untergeht.

Am 3. März 1937 ereignete sich im Gleisvorfeld in Höhe des Betriebswerks eine Flankenfahrt, bei der ein Zugführer getötet wurde. Die Lok eines der beiden Züge kippte aus dem Gleis und wurde etwas später durch einen 75-t-Kran wieder ausgerichtet. Sie wurde ausgebessert und blieb noch bis 1954 in Betrieb.

OLDENBURG-ZIEGELHOFSTRAßE.

Eine sehr schöne Ansicht der Fußgängerüberführung und der oldenburgischen Signale. Links im Bild die Strecke nach Leer, rechts das Gleis der Jadebahn nach Wilhelmshaven.
BÜRGERFELD (km 3,3)

Diese detaillierte, maßstäbliche Zeichnung zeigt die Lage der Dienstgebäude der Haltestelle Bürgerfeld und des Postens 3 an der zweigleisigen Strecke von Oldenburg (links) nach Wilhelmshaven (rechts). Bei der Chaussee handelt es sich um die heutige Alexanderstraße.
Zwar heißt der Oldenburger Stadtteil Bürgerfelde, aber selbst 1999 wird die Betriebsstelle der Deutschen Bahn noch ohne „e“ geschrieben.
OFENERDIEK (km 5,6)
Einstellung des Betriebes für den Personenverkehr am 21.05.1977.
NEUSÜDENDE (km 8,6)
Einstellung des Betriebes für den Personenverkehr am 21.05.1977. Am 10.11.1981 wird schließlich auch die Blockstelle Neusüdende aufgehoben (Schreiben 35 B 36 vom 05.11.1981)
RASTEDE (km 12,2)


HAHN (OLDB) (km 17,6)

Der Bahnhof Hahn von der Straßenseite. Bei diesem Foto handelt es sich um einen Abzug des Verlages Kuhlmann (auch bekannt unter dem Kürzel AKU), der auch für Ansichtskarten des Verlages verwendet wurde. Als Personenbahnhof wurde Hahn zum 21.05. 1977 aufgegeben.
JADERBERG (km 23,5)


In Jaderberg hielten seit dem 21. Mai 1977 keine Züge mehr. Mit der Modernisierung der Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven wurde hier aber wieder ein Haltepunkt eingerichtet, der am 14. Juni 2020 in Betrieb ging.
VAREL (OLDB) (km 30,7)



Nach 1900 wurde die Gleisanlagen stark erweitert. Dabei erhielt der Bahnhof im Jahr 1913 eine große Bahnsteigbrücke in Stahlbeton-Skelettbauweise, damit Reisende nicht länger über die Gleise laufen mussten, um die beiden hinteren Bahnsteige zu erreichen. 1969 wurde der nordöstliche (auf der Karte linke) Teil der Brücke abgerissen, nachdem der Außenbahnsteig schon längere Zeit nicht mehr für den Personenverkehr genutzt wurde.

Um die Zukunft des restlichen, denkmalgeschützten Bauwerkes wurde lange gerungen, da die Durchfahrtshöhe für die Elektrifizierung nicht ausreicht und die zwischenzeitlich geplante Anhebung der Brücke sich wegen der zu erwartenden Kosten nicht umsetzen ließ. Anfang 2021 wurde schließlich der mittlere Teil in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde abgebrochen, um durch eine moderne Konstruktion ersetzt zu werden. Nur die beiden Treppentürme bleiben erhalten.

DANGAST (km 33,8)
Einstellung des Betriebes für den Personenverkehr am 21.05.1977.
ELLENSERDAMM (km 38,9)

Mit dem namengebenden Ellenser Damm wurde um das Jahr 1600 das Schwarze Brack, eine Bucht des Jadebusens, von diesem getrennt. Rund 1600 Hektar konnten damit im Laufe der Zeit zurückgewonnen werden.
Beim Bau der Eisenbahnstrecke von Oldenburg zum preußischen Jadegebiet wurde einen Bahnhof nahe der Siedlung Ellenserdammersiel errichtet, der später ein Anschlussgleis zum Sielhafen erhielt.
Von hier aus wurde eine Strecke nach Bockhorn errichtet (Eröffnung 01.01.1893), die noch im selben Jahr bis nach Grabstede verlängert wurde. Seit der Umspurung der Kleinbahn Ocholt-Westerstede und deren Verlängerung bis Ellenserdamm (Eröffnung der Gesamtstrecke am 1. Oktober 1905) war ein durchgehender Verkehr von Ocholt nach Wilhelmshaven möglich.
Einstellung des Betriebes für den Personenverkehr am 21.05.1977.

SANDE (km 45,0)

1940 wurde das neue Empfangsgebäude des Sander Bahnhofes eingeweiht, dass den oldenburgischen Bau aus der Erbauungszeit der Bahn ersetzte.
Das Gebäude ist noch vorhanden, die Bahnsteigbrücke ist dagegen Ende September 2019 abgebrochen worden, da ihre lichte Höhe für die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken Oldenburg – Wilhelmshaven zu gering war.

Einige Soldaten der Luftwaffe nutzen den Bahnsteig 4 für ein Erinnerungsfoto. Die Anlagen im Hintergrund gehören zur Firma Sander Eisenbau.

MARIENSIEL (km 48,2)

Das hübsche Empfangsgebäude (unteres Bild) scheint erst kurz vor der Jahrhundertwende gebaut worden zu sein, denn auf dem Kartenausschnitt oben ist es noch nicht zu sehen. Die Einstellung des Betriebes für den Personenverkehr erfolgte am 21.05.1977.

BANT (km 50,3)
ab 01.10.1911: RÜSTRINGEN
ab 03.10.1937: WILHELMSHAVEN WEST

Außerhalb des preußischen Jadegebiets, in der oldenburgischen Gemeinde Neuende, entstanden mit dem Bau des preußischen Kriegshafen größere Arbeitersiedlungen. Schließlich wurden diese zu einer eigenen Gemeinde zusammengefasst, die den Namen Bant erhielt und in der auch der gleichnamige oldenburgische Bahnhof lag. Das abgebildete Empfangsgebäude wurde am 1. Oktober 1908 dem Betrieb übergeben.

Zum 1. Oktober 1911 wurden – nach weiterem stetigem Wachstum im „Kielwasser“ Wilhelmshavens – die Gemeinden Bant, Heppens und Neuende zur Stadt Rüstringen zusammgefasst und der Bahnhof erhielt einen neuen Namen. Die obere Ansichtskarte zeugt von diesem Wechsel: Sie ist bereits mit „Rüstringen“ betitelt (also nach Oktober 1911 gedruckt), aber am Bahnhof prangt noch der Name Bant. Das Foto dürfte also deutlich vor dem Druck aufgenommen worden sein.
Im Zuge des „Groß-Hamburg-Gesetzes“ wurde das bislang oldenburgische Rüstringen zum 01.04.1937 an das preußische Wilhelmshaven angegliedert (das gleichzeitig zum Staat Oldenburg wechselte) und die Station erhielt wenig später den Namen Wilhelmshaven West. Im Buchfahrplan 5A vom 30.05.1965 wird hier nur noch eine Haltestelle mit Agentur aufgeführt.
Bahnübergang Luisenstraße

WILHELMSHAVEN (km 52,4)
ab 03.10.1937: WILHELMSHAVEN HBF
heute: WILHELMSHAVEN

Im preußischen Jadegebiet richtete die Oldenburgische Staatsbahn 1867 einen Bahnhof beim Dorf Heppens ein. Als die entstandene Stadt zum 17. Juni 1869 den Namen König Wilhelms von Preußen erhielt, änderte sich auch die Bezeichnung der Station in Wilhelmshaven (der Ort Heppens selbst befand sich damals auch gar nicht im preußischem Gebiet). Am 03.10.1937 änderte sich der Name dann in Wilhelmshaven Hbf (da im Zuge der Stadterweiterung auch Rüstringen nun zu Wilhelmshaven gehörte), heute heißt der Bahnhof wieder Wilhelmshaven.

Der Wilhelmshavener Bahnhof bei Tag …

… und „bei Nacht“. Diese „Mondscheinkarten“ waren früher sehr beliebt. Sie entstanden, da echte Nachtaufnahmen noch nicht möglich waren, aus den normalen Aufnahmen – mit retuschiertem Mond und in blauem Druck, um den Eindruck von Dunkelheit zu erzeugen..


Dieses Motiv wurde in großer Zahl verkauft, auch der Verlag Trinks & Co. in Leipzig verwendete dieses Foto.

Auch das Wilhelmshavener Bahnhofsgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wie hier von unbekannter Hand festgehalten.

Ohne eine Bahnhofsgaststätte ging früher nichts. Sie diente den Reisenden vor allem der Stärkung und Erfrischung, aber auf Bahnhöfen ohne separate Wärtesäle auch als Aufenthaltsraum. Der Wilhelmshavener Bahnhofswirt Melcher leistete sich eine eigene, werbewirksame Ansichtskarte.
Am 20. Dezember 1994 wurde der Grundstein für das neue Bahnhofszentrum gelegt. Im wesentlichen handelt es sich dabei um ein großes Einkaufszentrum auf dem Gelände des Bahnhofes. Für den Personenverkehr wurden vier Gleise an zwei Bahnsteigen vorgesehen, alle Nebengleise entfernt. Unter Eisenbahnfreunden war schnell vom „Kaufhaus mit Gleisanschluss“ die Rede.
© Thomas Feldmann, Emden (Ostfriesland)
letzte Änderung 08.09.2024 (erstellt 24.03.2007)