Die Strecke verbindet seit dem 1. Juli 1901 den heutigen Emder Hauptbahnhof mit dem Fähranleger im Emder Außenhafen. Die Strecke wurde zwischen Emden Süd und der Haltestelle Larrelter Straße in die Hauptbahn eingefädelt und am dafür eingerichteten Abzweig „Polder“ in Richtung Larrelter Straße angebunden. Außerdem besaß Emden Süd keine Ausfahrt Richtung Emden West, so dass der Betrieb von durchgehenden Zügen Emden Süd – Emden West – Emden-Außenhafen (die gab es!) recht aufwendig war. Zeitweise bestanden hier sogar Anschlüsse an Auswandererschiffe des Norddeutschen Lloyd und der HAPAG.
Seit Juni 2006 ist die Strecke elektrifiziert, was zusammen mit dem Einsatz von Wendezügen oder Triebwagen den Betrieb erheblich vereinfacht hat. Heute fahren hier IC und RE der Deutschen Bahn und Triebwagen der Westfalenbahn.
Die Stationen: Emden Hbf, Polder, Emden Außenhafen.
Anschluss besteht in Emden an die Hannoversche Westbahn und die Ostfriesische Küstenbahn.
LARRELTERSTRAßE (km -0,6)
ab 1931: EMDEN WEST
ab 1971: EMDEN HBF
Ausgangspunkt der Strecke zum Außenhafen ist der heutige Emder Hauptbahnhof. Beim Bau der Verbindung zum Außenhafen befand sich hier aber lediglich eine Haltestelle „Larrelter Straße“, aus der später der Bahnhof Emden West und schließlich der Hauptbahnhof wurde.
Das Bw Emden bekam in den 1970er Jahren zwei Diesellok der Baureihe 236 (ehemals V36) zugeteilt. Diesen fehlte zwar die Möglichkeit, Züge zu heizen, sie wurden aber trotzdem vor Personenzügen eingesetzt.
Die Emder Lokleitung galt in den 1970er Jahren ohnehin als recht „flexibel“ bei der Auswahl der Lokomotiven, nicht nur bei Güterzügen: Auch Einsätze von Rangierlok der Reihen 260/261 (V60) vor planmäßigen Reisezügen zum Außenhafen waren nicht ungewöhnlich.
Emden Polder (km 0,0)
Bei der „Station Polder“ handelt es sich um die Verzweigung im Bereich der Cirksenastraße, in der sich die Strecke nach Emden-Außenhafen von der Küstenbahn trennt. Eine Haltestelle oder ähnliches befindet bzw. befand sich hier nicht.
km 0,4
Kurz nach dem Beginn der Strecke muss die Nesserlander Straße überquert werden. Das vordere Gleis führt nach links zum Außenhafen, über das hintere konnten unter anderem der Baustoffhandel Fritzen und der Kohlenhändler Lorbecki erreicht werden. Der Anschluss existiert nicht mehr (der Gleisverlauf lässt sich aber noch grob ausmachen), der Bahnübergang ist heute nur noch eingleisig.
km 0,6
Gleich nach dem Bahnübergang (oben rechts außerhalb des Bildes) zweigt bereits die Anschlussstelle zum Terminal II der EVAG ab.
km 1,9
211 249-4 auf dem Weg nach Emden-Außenhafen.
km 2,0
Am Ende der langen Geraden entlang der Nesserlander Straße erreicht die Bahn das Einfahrsignal A von Emden Außenhafen.
km 2,2
Eigentlich ist die Strecke durch die langen Geraden und die breiten Grünstreifen zu beiden Seiten gut einsehbar. Trotzdem kommt es an den diversen, nur durch Andreaskreuze gesicherten Bahnübergängen immer wieder zu Unfällen (hier mit 212 262-0 auf Höhe des Seemannsheims).
km 2,4
Der Bahnhof Außenhafen liegt komplett außendeichs. Da die Strecke die Deichlinie kreuzen muss, ist an dieser Stelle durch ein Deichschart ein verschließbarer Durchlass geschaffen. (Das Einfahrsignal A steht aber „binnen“, der Drahtzug wird daher über den Deich geführt.) Bei höheren Wasserständen (z.B. Spring- oder Sturmfluten) werden die Tore geschlossen, um das Binnenland zu schützen, während die Bahnhofsanlagen schon mal überflutet werden (siehe unten).
Im Bild ist das alte Deichschart zu sehen, der gemauerte Kasten rechts auf dem Deich enthielt weiteres Material zum Abdichten der Tore. Die Holztore waren schließlich nur noch schwer dicht zu halten, ohnehin standen umfangreiche Arbeiten zur Deicherhöhung an, so dass hier eine komplett neue Anlage entstand.
Zweieinhalb Jahre später sah es hier schon ganz anders aus, denn im Zuge der Erhöhung wurde die Deichlinie verlegt. Zunächst erhielt die Straße eine komplett neue Zuwegung (bislang lagen die Tore nebeneinander). Danach kam die Eisenbahn an die Reihe und erhielt ein neues, der Deichhöhe angepasstes Schart einige Meter weiter landeinwärts.
Beachtenswert ist auch die Weichenkonstruktion im Vordergrund.
Während der Bauarbeiten führte die Strecke über eine kurze Behelfsbrücke, damit die Sohle des Deichscharts bei laufendem Bahnbetrieb auch unter der Strecke in einem Stück betoniert werden konnte. Es dürfte sich mit einer Höhe von wenigen Dezimetern um die niedrigste Brücke im Bereich der DB gehandelt haben.
Am Nikolaustag 2013 habe ich eine Sturmflut genutzt, um ein paar Aufnahmen des Tores zu machen (siehe auch unten). Die Stemmtore sind geschlossen und mit Kettenzügen gegen im Boden einbetonierte Ösen verspannt. Gegen Sickerwasser schützen dann die Aluminiumbohlen in den aufgestellten Führungen. Das Material dafür lagert „griffbereit“ in der Nähe. Zusätzlich ist die Oberleitung abgeschaltet und – links außerhalb des Bildes – geerdet.
Hier kann man auch (von rechts oben nach links unten) die Zugdrähte des Einfahrtsignals sehen, die ja nach wie vor über den Deich geführt werden müssen, um das Schließen der Tore nicht zu behindern.
EMDEN AUßENHAFEN (km 2,5)
Der Bahnhof von der See- und der Landseite. Das hölzerne Empfangsgebäude verlor irgendwann seinen Turm.
Bahnpersonal vor der Lok Münster 7253 in Emden-Außenhafen, irgendwann zwischen 1906 und 1920. Bei der Maschine handelt es sich um eine Tenderlok der Gattung T 9², 1897 bei Union in Königsberg gebaut und zunächst als Münster 1814, von 1901 bis 1906 als Münster 1852 bezeichnet.
Am 23. Juni 1942 erlitt Emden ab etwa 1 Uhr nachts einen von insgesamt über 80 Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges. Dieser traf vor allem Anlagen im Hafen südwestlich der Stadt. Neben Lloyd-Hotel, HAPAG-Hallen, Cassens-Werft und den Nordseewerken wurde auch der Bahnhof Außenhafen getroffen. Am 11. Dezember 1943 wurde das Empfangsgeäude schließlich so schwer getroffen, dass es als Totalverlust galt. Die Trümmer wurden bald abgeräumt und im Februar 1945 standen nur noch die Grundmauern.
Auch diese Ansicht des 1951 fertiggestellten Neubaus ist nicht mehr aktuell. Gleis 1 musste einer Verbreiterung des Bahnsteiges weichen, das Empfangsgebäude wurde stark verändert. Das Bahnsteigdach mit seinen gusseisernen Säulen ist allerdings erhalten geblieben.
Am 6. Dezember 2013 war im Außenhafen wieder einmal „Land unter“. Eigentlich wollte ich die Gelegenheit nutzen und vor allem das geschlossene Deichschart fotografieren (siehe oben), aber ein Blick über den Deich auf den Bahnhof musste natürlich auch sein.
22. Juni 2019, 14:06 Uhr: ET403 der Westfalenbahn hat eben Emden Außenhafen Richtung Emden Hbf verlassen.
Im September 2021 wurde gebaut. Unter anderen wurde die Weichenverschlingung am Deichschart beseitigt und durch eine einfache Weiche ersetzt. Am 17.09. sackte ein Kran vom Typ Kirow KRC 1600 des Unternehmens Swietelsky (99 80 9419 011-8) in den offensichtlich nicht ausreichend tragfähigen Boden ein. Er wurde mit mehreren Tonnen Split stabilisiert und im Laufe der folgenden Woche durch drei Mobilkräne geborgen.
Die Lloyd-Hallen lagen etwas südlich des Bahnhofes. Als Auswandererhafen konnte sich Emden aber trotz der ab 1914 verstärkten Bemühungen des Norddeutschen Lloyd und der HAPAG aber nicht etablieren – der Erste Weltkrieg beendete schon nach kürzester Zeit eine zunächst hoffnungsvolle Entwicklung, an die man nicht wieder anknüpfen konnte.
© Thomas Feldmann, Emden (Ostfriesland)
letzte Änderung 23.05.2024 (erstellt 28.08.2006)